Geschichte der Carl-Brune-Stiftung

Im Kriegsjahr 1942 hat der Druckerei- und Großgrundbesitzer Major Carl Brune der Stadt ein Grundstück an der Koldung von ca. 5 Morgen geschenkt, mit der Auflage, dass Kleingärten für kinderreiche Familien als Nebenerwerb erschlossen werden.

 

Nach Bekanntmachung in der hiesigen Presse wurde am 19.06.1942 die Gründungsversammlung im Gasthaus Zirkler unter Leitung von Bürgermeister Otto Hackmeister abgehalten. Da es in Bad Lauterberg jetzt zwei Gartenanlagen gab, wurde der Name als "Kleingarten Major Carl-Brune-Stiftung" im Gründungsprotokoll eingetragen. Am 03.12.1942 wurde der Ing. Max Röthig vom Landesbund Niedersachsen im Reichsbund Deutscher Kleingärtner zur Führung des Kleingartenvereins Major Carl-Brune-Stiftung berufen.

 

Nun begann die Arbeit: Es wurde vermessen, planiert, der Hauptweg angelegt und 24 Parzellen eingeteilt. Aus dem steinigen Ackerland eine Gartenanlage zu machen, war gar nicht so leicht. Es wurden Kubikmeter an Steinen aussortiert und die ersten Bepflanzungen vorgenommen. Da zu einer Gartenanlage auch Wasser gehört, wurde mit Herrn Holle von der Königshütte ein Nutzungsvertrag zur Entnahme von Gießwasser aus dem Hüttengraben vertraglich vereinbart. Am 19.04.1943 wurde auf Antrag ein Reichsdarlehen von der Deutschen Bau- und Bodenbank in Höhe von 5.400 RM zum Aufbau der Gartenanlage ausgezahlt. Pumpe und Rohrleitung wurden durch "gute Beziehungen" besorgt und verlegt. Nun entstand nach und nach ein Bild von einer Kleingartenanlage. Da durch Untermieter in Form von Wühlmäusen und Ratten großer Schaden entstand und auch das nebenan lebende Wild in der Anlage wütete, wurde Gas eingesetzt. Um den Schaden von Niederwild zu begrenzen, erörterte man eine Umzäunung, was aber in den Kriegsjahren unmöglich war. 

 

Der von Bürgermeister Otto Hachmeister eingesetzte 1. Vorsitzende Ing. Max Röthig schied mit Ende des 2. Weltkrieges aus. Der erste freigewählte 1. Vorsitzende nach dem Krieg wurde am 03.01.1946 Karl Voigt, welcher ein Jahr die Geschicke des Kleingartens leitete. Durch eine außerordentliche Mitgliederversammlung wurde am 05.02.1947 Heinrich Höche als 1. Vorsitzender gewählt.

Im gleichen Jahr wurde für die Einzäunung der Kleingartenanlage "Major Carl-Brune-Stiftung", mit Genehmigung der Militärregierung, vom ehemaligen Lager für Kriegsgefangene im Odertal die Einzäunung abgebaut und in Eigenleistung an der Kleingartenanlage wieder aufgebaut. Dies stellte sich als Schwerstarbeit dar, da 5-Zoll-Rohre ausgegraben und der Beton von diesen abgeschlagen werden musste. Der Transport des Zauns erfolgte mit Pferdewagen zur Koldung und es wurde mit der Umzäunung der Kleingarten-Anlage begonnen, was zwei Jahre in Anspruch nahm. Nach so viel Arbeit wurde beschlossen, ein Sommerfest zu veranstalten. Es musste pro Person abgegeben werden: 50 g Fleisch, 1 Löffel Zucker, 5 g Fett, 150 g Brot, 500 g Kartoffeln und etwas Heizmaterial. Die Veranstaltung fand in der Gaststätte "Hubertusklause" statt und wurde ein voller Erfolg, welcher der Kameradschaft und Zusammengehörigkeit zugute kam.

 

Die Bepflanzung wurde nach Vorschrift angelegt, das heißt es konnte nicht jeder anpflanzen, was und wie er wollte. 1951 mussten die Wasserversorgung und Pumpe für die Gießwasserleitung neu installiert werden, da die alte Leitung aus nicht verzinktem und altem Material bestand und somit nicht mehr betriebsfähig war. Dieses war zu der Zeit nicht einfach, da die Materialien unter Bezugsscheinzwang standen. Hierzu mussten bestimmte Formulare und Papiere ausgefüllt und genehmigt werden. Die benötigten Materialien wurden in bestimmten Abständen zugeteilt. Auf Antrag des Vorstandes des Kleingarten-Vereins Major Carl-Burne-Stiftung wurde von der Stadt beiden Kleingartenvereinen je zur Hälfte, die am Marktplatz an der Bahnhofstraße stehende Baracke, angeboten. 

Da die Baracke innerhalb von drei Tagen abgerissen werden musste, wurde kurzfristig eine Versammlung einberufen. Der Abbau wurde von dem 1. Vorsitzenden Heinrich Höche, der Zimmermann war, geleitet. Die zerlegten Teile wurden an die Koldung transportiert und auf vorbereitete Betonfundamente fachgerecht aufgebaut. Die Inneneinrichtung wurde von den Gartenkameraden in Gemeinschaftsarbeit selbst angefertigt. Als Beleuchtung dienten Petroleumlampen, da eine elektrische Leitung zur damaligen Zeit nicht bezahlbar war. Hiermit hatte sich der Verein ein Gemeinschaftshaus geschaffen, was heute noch hier an Ort und Stelle ein Symbol der Vergangenheit darstellt. Am 02.10.1954 wurde das Vereinsheim feierlich eingeweiht. Zu dieser Zeit wurde durch Mitgliederbeschluss der Name "Major" gestrichen. Der Verein trägt jetzt den Namen "Kleingartenverein Carl-Brune-Stiftung".

 

Am 05.11.1954 ist Heinrich Höche als 1. Vorsitzender aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Als neuer Vorsitzender wurde der 1. Kassierer Wilhelm Peix gewählt. Die Versammlung hat den Gartenfreund Heinrich Höche zum 1. Ehrenmitglied ernannt. In diesem Jahr wurde das Vereinsheim mit Strom versorgt. An Material wurden 300 m Freileitung und vier Lichtmasten benötigt. Diese konnten von der Stadt preiswert erworben werden. Von da an wurde es möglich, die gesamten Vereinsangelegenheiten im Vereinsheim durchzuführen. In der Mitgliederversammlung wurde beschlossen, die Anlage mit einer lebenden Hecke zu versehen. Die Stecklinge konnten vom Grundstück Knocke am Hüttengraben abgeholt werden. Weiter wurde festgelegt, dass der Mittelweg nicht eingezäunt wird. Ab den 60er Jahren war die Ertragslage so gut, dass vor oder nach dem Erntedankfest eine Spendenaktion von Gartenerzeugnissen für das Lauterberger Altersheim durchgeführt wurde. An diesem schönen Brauch wurde jahrelang festgehalten. 1962 wurde der Fußboden im Heim mit neuen Brettern versehen, Nachdem Wilhelm Peix 14 Jahre 1. Vorsitzender war, wurde er durch Paul Klöppelt abgelöst. Bevor Paul Klöppelt das Amt übernahm, stellte er den Antrag unseren ausscheidenden 1. Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen, welchem auch zugestimmt wurde.

 

Die Vorstandsarbeiten wurden von dem Vorstand hervorragend gestaltet. Unsere erste Bank wurde von Paul Klöppelt angeschafft, welche von Salzgitter privat antransportiert wurde. 1973 löste Heinz Mackrodt Paul Klöppelt als 1. Vorsitzenden ab.

Paul Klöppelt wurde von der Versammlung zum Ehrenmitglied ernannt. Die Versammlung beschloss, dass der Mittelweg nicht mehr mit schweren Fahrzeugen befahren werden durfte, da sonst die im Weg liegende Wasserleitung Schaden nehmen könnte. 1974 wurde auf Antrag beim Amtsgericht die Gemeinnützigkeit erteilt. Das Heim wurde mit einer wetterfesten Außenverkleidung versehen, welches der gesamten Anlage zu Gute kam. Der Garten Kießling wurde geteilt und das obere Stück als Außenanlage des Vereinsheims hergerichtet. im Jahr 1978 wurde das Vereinsheim zur Bergseite vergrößert. Das gesamte Heim wurde mit Naturholz vertäfelt. Diese Tätigkeiten wurden von Gartenmitgliedern fachgerecht ausgeführt.

 

Gegen Ende des Jahres 1979 wurde die Trinkwasserleitung von der Koldung zum Vereinsheim in Gemeinschaftsarbeit ausgeschachtet und verlegt. Im folgenden Jahr wurde die Stützmauer zur Berg- und Waldseite erstellt, wodurch vor dem Vereinsheim mehr Bewegungsfreiheit herrschte. Im Jahr 1981 wurde durch aufwendige Arbeit die gesamte Gießwasserversorgung durch eine neue Kunststoffleitung ersetzt. Gleichzeitig wird die alte Pumpe ausrangiert und eine neue Zweistufenpumpe installiert. Jetzt reichte der Druck bis zum oberen Brunnen. Nach über 40 Jahren mussten wir uns von den ersten Fenstern im Vereinsheim trennen, welche 1985 durch Doppelglasfenster ersetzt wurden. Noch im gleichen Jahr wurde die Drainage für die Außentheke verlegt. Zwei Jahre später begann die Vorplanung der Toilettenanlage, ein Jahr später wurde diese bereits im Rohbau hochgezogen. Ein sehr arbeitsintensives Jahr war auch 1989, in diesem Jahr wurden die Toiletten fertiggestellt. Der Schmutzwasserkanal von der Koldung zum Vereinsheim wurde von der Stadt verlegt. Der Strommast am Vereinsheim wurde abgebaut und die Stromversorgung über Erdkabel vorgenommen.

 

Unter erheblichen finanziellen Aufwand wurde das Vereinsheimdach durch die Firma Rösler komplett neu verdacht. An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass der Gartenfreund Armin Dietrich mit schwerem Gerät einer hiesigen Baufirma die gesamten Schachtarbeiten auf unserem Gelände ausgeführt hat. In den Jahren 1990 - 1991 wurde der Vorplatz am Vereinsheim mit Verbundsteinen ausgelegt - der Clubraum an- und fertig ausgebaut. Das Jahr 1992 war ganz auf das 50-jährige Jubiläum eingestellt. Links neben dem Haupteingang zum Vereinsheim wurde ein schönes Wandbild von einem Hobbymaler aus Chemnitz gemalt. Am 2. Tag des Sommerfestes spielte bei herrlichem Wetter die Feuerwehrkapelle Barbis. Im darauf folgenden Jahr wurde ein Teil der Bestuhlung im Heim erneuert. 1995 wurden in Eigenarbeit von Armin Dietrich die beiden Haupttore der Gartenanlage hergestellt und eingebaut. Außerdem wurden nach einem Einbruch die Fenster von Küche und Clubraum mit Stahlschutzgittern versehen. 1996 kam es zu einem Novum in der Vereinsgeschichte: Die im März angesetzte Mitgliederversammlung musste in Folge von Eiseskälte abgesagt werden. 

 

Das Jahr 1997 war geprägt von diversen Instandhaltungsarbeiten in der Gartenanlage. Im darauf folgenden Jahr stand eine größere Ausgabe an: die Decke im Vereinsheim wurde komplett neu vertäfelt. Diese Arbeiten wurden überwiegend von unseren älteren Gartenmitgliedern durchgeführt. Durch regelmäßige Vereinsfeierlichkeiten und Unternehmungen, wie Wanderungen oder Busreisen, überspielte man die viele Arbeit der vorangegangenen Jahre in denen "jung und alt" durch Zusammenhalt und Kameradschaft das Kleingartenwesen prägten.

Nach 26-jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender stellte Gartenfreund Heinz Mackrodt sein Amt zur Verfügung. Er ist somit der dienstälteste 1. Vorsitzende der Vereinsgeschichte. Zum neuen 1. Vorsitzenden wurde Wolfgang Keck gewählt. Unsere Baumaßnahmen im neuen Jahrtausend waren der Bau und Einbau des oberen Tores am Vereinsheim sowie ausschachten und betonieren der Außenmauer und der neuen Treppe. Des weiteren wurde der Fußboden der Sektbar und hinter der Theke komplett erneuert.

 

Quelle: Kleingartenverein Carl-Brune-Stiftung / Heinz Mackrodt und Hans Fecke

Archivbild (Nord-Ost-Ansicht). Im Vordergrund: Parzellen 1,2. Im Hintergrund: Parzellen 15,16,17.

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